Alsfeld in Zahlen & Fakten
Lage
Der Vogelsberg ist mit einer Fläche von rund 2.500 km. das größte Vulkangebiet Mitteleuropas. Inmitten dieses vor zehn Millionen Jahren erloschenen Basaltgebirges liegt die malerische Fachwerkstadt Alsfeld im Herzen Hessens. Alsfeld zeichnet sich durch die günstige Lage direkt an der A5 zwischen Frankfurt und Kassel aus. Sie erreichen Alsfeld über die Autobahnausfahrt Alsfeld-West und Alsfeld-Ost direkt an der A5.
Geschichte
In der „hessischen Chronik“ Wilhelm Dilichs aus dem Jahr 1605 wird Alsfeld als vornehmer Ort genannt – und als „Hauptstadt des Landes“. Die Worte des Chronisten sind wohlbedacht. Die Stadt an der Schwalm zwischen Vogelsberg und Knüll wurde wahrscheinlich schon im ausgehenden 8. Jahrhundert als Hofsitz der Karolinger gegründet und besaß, wie Grabungen in der Walpurgiskirche ergaben, bereits im 9./10. Jahrhundert eine romanische Kirche mit drei Apsiden. Burg und Stadt entstanden durch die Territorialpolitik der Landgrafen von Thüringen zwischen 1180 und 1190. Durch die günstige Lage auf dem Weg von Frankfurt nach Leipzig wurde Alsfeld bedeutender Markt- und Münzort. Erstmals 1069 und 1076 urkundlich genannt, wird 1222 bzw. 1231 der städtische Charakter bezeugt. Mit Grünberg und Marburg gehörte Alsfeld 1255 dem ein Jahr zuvor gegründeten Rheinischen Städtebund an. Verkehrslage und Politik der Landgrafen von Hessen begünstigten einen raschen Aufschwung der Stadt. Alsfeld entwickelte sich aufgrund der Leistungen seiner Bürger in Handwerk und Handel zu einer wohlhabenden Stadt an der Straße durch die kurzen Hessen, was sich im Bau von Kirche, Kloster, Türmen, Rathaus und Wasserversorgungsanlagen niederschlug. Alsfeld wurde zeitweise Residenz des Landgrafen Hermann II. von Hessen, der sich hier um 1395 ein Schloss erbauen ließ. Große Bedeutung hatten die Zünfte, die durch den Korebrief 1429 Einfluss auf die kommunale Politik gewannen. Der Korebrief war die bis 1820/21 gültige Verfassung.
Stadtname
Eine bekannte und beliebte Anekdote über die Entstehung des Namens „Alsfeld“ kursiert seit langer Zeit im Ort. In einer Zeit, als der Vogelsberg noch unbesiedelt war, kamen drei Ritter in die Nähe der heutigen Stadt Alsfeld. Ein frischer Wind wehte vom Vogelsberg her. Die Federn an den Baretten der Ritter schwankten hin und her und schließlich riss der Sturm so emsig daran, dass einem von ihnen das Barett mehrmals davon flog. Während er sich niederbeugte, um es aufzuheben, murelte er ungeduldig: „Als fällt mer de Hut vom Kopp!“ Der Ausruf schreckte die beiden anderen auf. „Als-fällt“, riefen sie, „hier bleiwe mer, hier mache mer e Wirtschaft off, des soll „Alsfällt“ heiße“. Aus der Wirtschaft ist eine Stadt geworden: Alsfeld, so Karl Brodhäcker, Alsfelder Literat und Herausgeber zahlreicher heimatgeschichtlicher Publikationen. Die wissenschaftliche Erklärung verweist hingegen auf die Entstehung des Namens vor dem Hintergrund des Charakters der Landschaft, der günstigen Lage an einem Fluss, der „Schwalm“, dem für den Ackerbau gut geeigneten Gelände sowie dessen gleichzeitig vorhandenen Waldreichtums.
Historische Wasserversorgung
Unter den Einwohnern galt die Versorgung mit Wasser für den Haushalt, die Gewerbebetriebe und im Falle einer Feuersbrunst als lebenswichtig. Die Versorgung oblag neben den zahlreichen Brunnen auf den Plätzen, in den Straßen und sogar in den Häusern dem oder im Dialekt „der Lerrebach“ (Liederbach). Das kleine Flüsschen wurde erstmals 1350 durch ein Privileg des Landgrafen in die Stadt geleitet, ist zuvor über den Liedenteich am heutigen Bahnhofsgelände und dem Ludwigsplatz aufgestaut worden, um dann in einem Fächersystem die Stadt zu durchfließen.
Stadtwappen
Das Alsfelder Stadtwappen ist nach der Beschreibung des Pfarrers und Magisters Georg Eberhard Happel und dessen „Alsfeldischen Wahl und- Wappenpredigt“ um 1648 ein Hoheitszeichen, das sich beispielsweise äußerlich noch heute sichtbar neben dem Wappen des Landes- und Stadtwappen, dem „hessischen Löwen“, am Hochzeitshaus zeigt. Happel überliefert Aussehen und Gestalt wie folgt: „Auf blauem Feld ein aufgerichteter, rechts gewendeter, goldgekrönter roter Löwe, rechts begleitet von einem aufgerichteten silbernen Schwert mit goldenem Griff, Helm mit Büffelhörnern und nach außen besetzen Blattstängeln sowie roter und blauer Helmzier“.
Das Alsfelder Wahrzeichen
Das Rathaus (1512-1516) ist eines der bedeutendsten deutschen Fachwerk-Rathäuser. Auf dem schmalen Grundriss des steinernen spätgotischen Untergeschosses, das mit seinen Spitzbögen einst als Markthalle diente, erhebt sich eine zweigeschossige Fachwerkkonstruktion mit vorragenden Geschossen und dreigeschossigem Giebeldach. Die zum Markt gewandte Traufseite ist durch zwei Erker, die Kirchplatzseite durch den gerundeten Treppenturm und einen weiteren Erker, die in spitzen Helmen auslaufen, gegliedert. Kraftige Hölzer, gekehlte Balkenköpfe und gekrümmte Eckstreben prägen den frühen Rähmbau, der eine glückliche Verbindung von der Steinarchitektur zum Holzbau darstellt. Auf der Giebelseite befinden sich flache Mittelerker, bei dem südöstlichen taucht, zum ersten Male in Alsfeld, eine neue Strebenform, eine Vorstufe zum „Wilden Mann“, die „Alsfelder Strebe“ auf. Unter diesem Erker kann man die Jahreszahl 1512 finden.
Im ersten Obergeschoss sind noch heute die Amtsräume des Bürgermeisters. Zu sehen ist ein Bild der Stadt um die Mitte des 17. Jahrhunderts mit den Wappen der Ratsherren. Im zweiten Obergeschoss befinden sich Sitzungssaal und Standesamtszimmer, das früher als Gerichtsstube diente, wie die prunkvolle Renaissancetür des Alsfelder Kunstschreiners Michael Finck (1604) mit den Intarsienarbeiten, die Justitia darstellend, andeutet. Die kunstvollen Beschläge stammen von dem Alsfelder Schmied Curt Obermann. Mit der Errichtung des Fachwerkes auf dem Steinsockel wurde 1514 Meister Johann beauftragt. In ihm können wir den Meister des Rathauses vermuten. Im Dachgeschoss wurde die Jahreszahl 1516 gefunden, das Obergeschoss wurde erst 1591 und 1604 fertiggestellt. Das Rathaus ist das unverwechselbare Wahrzeichen Alsfelds.
Sehenswürdigkeiten
- Weltbekanntes Fachwerk-Rathaus mit Alsfelder Elle
- Weinhaus mit „Pranger“
- Mittelalterliches Ständerhaus am Marktplatz und in der Hersfelder Str. 10/12
- Hochzeitshaus
- Walpurgiskirche
- Dreifaltigkeitskirche
- Regionalmuseum
Einwohner
Alsfeld ist die größte Stadt im Vogelsbergkreis mit ca. 16.000 Einwohnern.
Söhne und Töchter der Stadt Alsfeld
- Tilemann Schnabel (um 1475 – 1559), Alsfelder Reformator
- Johann Adam Birkenstock (1687-1733), deutscher Violinist und Komponist
- Johann Georg Nestfell (1694-1762), Kunstschreiner und Verfertiger von Planetenmaschinen
- Karl von Neidhardt (1831-1909), deutscher Verwaltungsjurist und Diplomat
- Samuel Spier (1838–1903), Mitbegründer der deutschen Sozialdemokratie
- Frieda Bücking (1853-1925), Schriftstellerin
- Rudolf Stammler (1856–1938), Rechtsphilosoph
- Henny Koch (1854–1925), Schriftstellerin
- Otto Urstadt (1868-1945), liberaler Politiker und hessischer Kultusminister
- Robert Müller (1905-1994), Maler
- Willi Weide (1925-2011), Maler
- Gerd Ludwig (* 1947), Dokumentarfotograph
- Peter Gruss (* 1949), Präsident der Max-Planck-Gesellschaft
- Thomas Freitag (* 1950), deutscher Kabarettist
- Jürgen Podzkiewitz (* 1954), deutscher Filmemacher und Regisseur
- Manfred Stumpf (* 1957), Zeichner, Bildhauer und Computerkünstler